Ein Lob an mich selbst: Das kann ich

Endlich mal was Gutes

Den Großteil des Tages beschäftigen wir uns ja mit den Dingen, die wir nicht oder nicht so gut können. Ob das an unserer leistungsorientierten Gesellschaft liegt oder an einem weit verbreiteten Hang zur exzessiven Selbstkritik, kann ich nicht sagen. Ich weiß aber, dass ich auch nicht davor gefeit bin. (Z.B. ärgert es mich gerade, dass ich nicht auf Anhieb weiß, wie man das Wort „gefeit“ schreibt. Glücklicherweise weiß das mein Rechtschreibprogramm.)

 

Umso schöner finde ich die Idee von Sara Menzel-Berger aka TechnikElfe und Anja Rödl von selbst-bewusst-essen, sich mal Gedanken darüber zu machen, was man eigentlich kann.

 

Da hab ich doch gerne bei ihrer Blogparade mitgemacht.

 

Damit ich nicht zu sehr ausschweife, hab ich 3 Fähigkeiten herausgegriffen, von denen ich dir erzählen möchte.

Raps-Feld

Improvisation ist alles

Falls du schon länger verfolgst, was ich so mache, weißt du, dass ich letztes Jahr in die volle Selbstständigkeit als Wildpflanzenexpertin gestartet bin. Wie es so schön heißt, mache ich also alles selbst und ständig – und das am besten gleichzeitig. Jetzt musst du aber wissen, dass ich eigentlich eine ziemliche Chaotin bin. Genau gesagt, bin ich das lebendige Chaos mit familiär bedingtem Messie-Syndrom – eine ziemliche Herausforderung für meinen ordnungsliebenden Freund, der das wohl oder übel aushalten muss.

Was ich immer als Schwäche betrachtet habe, hat mir über die Zeit eine wichtige Fähigkeit beschert. Meine Idealvorstellung war ja immer, alles schön geplant zu haben und dann nach dem ausgearbeiteten Schema durchzuführen. Und ja, planen tu ich natürlich und gut vorbereiten sowieso. Hätte ich allerdings nicht das Zeug zum Improvisieren, wäre schon viel so richtig in die Hose gegangen.

 

Ob Gewitter bei der Kräuterwanderung oder Technik-Totalausfall beim Online-Webinar: In so einem Fall muss schnell eine Lösung gefunden werden. Meine chaotische Ader hilft mir dabei, denn Chaos bedeutet nichts anderes als Kreativität. Klar, man kann sich alles schönreden, gell?
Tatsächlich tut man sich als kreativer Mensch leichter, einen neuen Lösungsweg zu finden. Denn es gibt eben nicht immer nur „den einen richtigen Weg“, sondern unendlich viele Möglichkeiten. Die machen das Leben zwar komplizierter aber auch spannender. Und wenn es darauf ankommt, dann mach ich eben einfach etwas anderes, als ursprünglich geplant war.

 

Tja und weil ich viele Dinge einfach nicht 100%ig planen kann (wie beispielsweise das Wetter), muss ich eben spontan sein und improvisieren. Mit der Zeit geht das immer besser. Oft erlernt man Fähigkeiten einfach aus der Notwendigkeit heraus.

Ausblick in die Berge

In der Ruhe liegt die Kraft

Es ist schon witzig, dass ich selber doch recht viele blinde Flecken habe. Eine meiner Fähigkeiten habe ich lange gar nicht bemerkt. Wahrscheinlich, weil sie für mich immer normal war und ich sie auch gar nicht als etwas Besonderes gewertet habe.

Ich weiß noch, wie eine meiner Uni-Professorinnen vor meinem Referat gesagt hat, „ich soll nicht einschlafen“. Was sie als Müdigkeit aufgefasst hatte, war in Wirklichkeit mein Versuch, mich zu beruhigen, denn ich war doch ziemlich nervös. Genau kann ich mich nicht mehr daran erinnern, ob es bei mir geklappt hat aber offenbar habe ich auf mein Umfeld sehr – wenn nicht sogar zu – gelassen gewirkt.

Heute weiß ich, dass das damals meine Eigenschaft war, in stressigen oder angsteinflößenden Situationen ruhig zu bleiben.
Die kommt mir übrigens auch wieder beim Improvisieren zugute. Ärgern kann ich mich hinterher noch genug aber wenn es darauf ankommt, liegt eben noch immer in der Ruhe die Kraft. So kann mit klarem Kopf auf eine unvorhergesehene Situation souverän reagiert werden.

Alles (un)klar?

Unter anderem meine ruhige Art hilft anderen Menschen, Dinge besser zu verstehen. Das ist mir auch noch nicht so lange bewusst. Viele Kund*innen haben mir rückgemeldet, dass sie meine Erklärungen gut verstehen und eben die geduldige Art und Weise, wie ich das Wildpflanzen-Wissen vermittle, sehr schätzen.

 

Auch dazu hab ich eine lustige Anekdote aus meiner Studienzeit:
Wir hatten ein Seminar, in dem verschiedene Professor*innen ihren jeweiligen Fachbereich vorstellten. Unsere Aufgabe war es, anschließend darüber ein Referat zu halten. Unglücklicherweise bekam ich gerade das Thema jenes Professors zugewiesen, dessen Erklärungen keiner der Student*innen auch nur ansatzweise verstanden hatte – mich eingeschlossen. Ein Hoffnungsschimmer zeigte sich am Horizont, als ich erfuhr, dass ich – nun ja – mit dem Studien-Streber zusammenarbeitete, der sich offenbar doch ganz gut auskannte. Ich wiegte mich schon in Sicherheit, dass ich mich an seinem Wissen „anhalten“ konnte, als er knapp zu mir sagte: „Ich mach den ersten Teil, du den zweiten.“

Ehrlich gesagt hatte ich überhaupt keine Ahnung, wie ich meinen Referatsteil halten sollte. Davor war ich so richtig nervös.
Tja und dann kam tatsächlich nach dem Seminar eine Studienkollegin zu mir und meinte: „Also, als der Professor das erklärt hat, hab ich überhaupt nichts verstanden. Aber du hast es so gut erklärt, jetzt kenn ich mich aus.“
Das Faszinierende ist, dass ich bis heute keine Ahnung habe, worum es ging!
(Falls es dich interessiert, das Thema war Karyologie.)

Eiskristalle in schmelzendem Schnee

Und was kannst du?

Tja, so kann es gehen.

Sich auf die Dinge zu besinnen, die man kann und die einem leicht von der Hand gehen, tut schon mal gut. Das weiß ich jetzt (wieder).

Also, vielleicht magst du dir ja auch ein paar Minuten Zeit nehmen und deine Fähigkeiten reflektieren. So abstrakt wie bei mir, muss es nicht sein. Es kann auch etwas Praktisches sein. (Übrigens hab ich gerade einen Anfänger-Kurs im Bouldern absolviert und kann schon ein bisschen klettern. Also, ich kann auch was Handfestes.)

Wenn du möchtest, schreib in die Kommentare direkt unter diesem Artikel, was du kannst.

Ich bin schon gespannt auf deine Fähigkeiten!

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  • Liebe Christina,

    „Improvisation ist alles“ und „Chaos bedeutet nichts anderes als Kreativität“ kann ich so gut nachvollziehen. Menschen, die vielseitig interessiert sind, voller Ideen und Inspirationen lieben – und das scheint mir auf dich zuzutreffen – sind in der Selbständigkeit einfach freier, ihre Träume zu leben und ihr Können zu zeigen.
    Du hast ein wunderbares Thema gewählt, damit endlich der Unsinn mit den „Unkräutern“ aufhört und die Natur in unseren Gärten und unserem Leben wieder Wertschätzung erfährt.

    Kreative und nachhaltige Grüße
    Birgit

    • Christine sagt:

      Liebe Birgit,

      Ja, Kreativität und Chaos machen das Leben vielseitiger aber meiner Meinung nach auch komplizierter.
      Unkraut ist glücklicherweise in den letzten Jahren rehabilitiert worden. Vielen Menschen ist mittlerweile bewusst, dass die Wildpflanzen vor ihrer Haustüre wertvoll sind. Es ist nur wichtig zu wissen, welche man wie benutzen kann. Jedenfalls gibt es sehr viel zu entdecken.

      Liebe Grüße,
      Christine