Gefährlicher Huflattich? Warum er trotzdem verwendet werden darf
Huflattich ist eine traditionelle Heilpflanze, die seit Jahrhunderten bei Atemwegserkrankungen eingesetzt wird. Doch vor einigen Jahren wurde er aus dem Arzneibuch gestrichen. Warum ist das passiert? Ist Huflattich wirklich gefährlich? Oder handelt es sich um eine Fehleinschätzung? In diesem Artikel beleuchten wir die Hintergründe.

Ein Frühlingsbote mit heilender Wirkung
Als einer der ersten streckt er wacker seine gelben Korbblüten aus der kargen Erde: Der Huflattich (Tussilago farfara). Erst viel später entwickelt er seine hufförmigen Blätter, die in der Volksheilkunde bei Atemwegserkrankungen eingesetzt werden.
Huflattich ist nahezu unkaputtbar. Er wächst auf kargen Flächen, trotzt widrigsten Bedingungen und schiebt sich sogar durch Gehsteinkanten ans Licht. Trotz seiner Widerstandskraft ist er in der modernen Medizin umstritten.
Wusstest du, dass der Huflattich vor ein paar Jahren in Ungnade gefallen und hochkant aus dem Arzneibuch "rausgeflogen" ist? Schuld daran sind enthaltene Giftstoffe, die die Leber schädigen können.
Der Fall eines Neugeborenen: Ursache oder Zufall?
Der Hauptgrund für die Entfernung von Huflattich aus dem Arzneibuch war ein tragischer Fall: Ein Neugeborenes zeigte wenige Tage nach der Geburt Symptome einer Gelbsucht und erlitt schwere Leberschäden. Nach etwa einem Monat verstarb das Kind. Die anschließenden Untersuchungen ergaben, dass die Mutter während der Schwangerschaft täglich einen Kräutertee getrunken hatte, der angeblich Huflattich enthielt. Die enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide (PA) stehen im Verdacht, Leberschäden zu verursachen, weshalb ein Zusammenhang vermutet wurde.

Zweifel an der Ursache
Doch es gibt einige Ungereimtheiten in diesem Fall:
- Unbekannte Dosierung: Es ist nicht klar, wie viel Tee die Mutter tatsächlich getrunken hat und in welcher Konzentration Huflattich enthalten war.
- Unsicherheit über die Inhaltsstoffe: Es gibt Hinweise darauf, dass der Tee möglicherweise gar keinen Huflattich, sondern Pestwurz enthielt. Bestimmte typische Inhaltsstoffe des Huflattichs wurden in der Probe nicht gefunden, während andere, ungewöhnliche Stoffe nachgewiesen wurden.
- Unverhältnismäßige Reaktion: Andere Medikamente, wie Paracetamol, können bei Überdosierung ebenfalls Leberschäden verursachen. Dennoch wurde Huflattich ohne gesicherte Beweise aus dem Arzneibuch gestrichen

Gibt es sichere Huflattich-Varianten?
Interessanterweise sind in Österreich Sorten von Huflattich erhältlich, die frei von Pyrrolizidinalkaloiden sind. Dennoch bleibt die Pflanze aus dem Arzneibuch verbannt. Dies wirft die Frage auf, ob die Bedenken tatsächlich gerechtfertigt sind.

Jahrhundertealte Nutzung ohne bekannte Schäden
Huflattich wird seit Jahrhunderten als Heilpflanze genutzt, insbesondere bei Atemwegserkrankungen. In vielen Kulturen werden sogar die Blütenknospen gegessen. Wäre Huflattich tatsächlich hochgiftig, hätte sich das vermutlich längst in der Volksmedizin gezeigt.
Ebenso wie der Huflattich ist auch der Salbei ein vergessenes Heilkraut, das oft nur als Gewürz wahrgenommen wurde. Doch seine Heilkräfte sind nicht zu unterschätzen. In meinem YouTube-Video erfährst du mehr über Salbei und seine beeindruckende Wirkung als Naturheilmittel aus dem Gewürzregal. Schau es dir hier an: https://youtu.be/f5HOD1jkxIw
Fazit: Achtsamkeit statt Panik
Wie bei allen Heilpflanzen gilt: Sorgfalt und eine bewusste Dosierung sind entscheidend. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte vor der Anwendung einen Arzt konsultieren. Der Fall des Neugeborenen liefert jedoch nicht ausreichend Beweise, um Huflattich generell als gefährlich einzustufen. In vernünftiger Dosierung bleibt er eine wertvolle Heilpflanze.

Quellen:
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Roulet, Michel; Laurini, Ricardo; Rivier, Laurent; Calame, André. Hepatic veno-occlusive disease in newborn infant of a woman drinking herbal tea. The Journal of Pediatrics 112(3):433-436, 1988.
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Röder, E. Pyrrolizidinalkaloid-haltige Drogen – Wie gefährlich ist Huflattich als Hustentee? Deutsche Apotheker Zeitung 128(43):14-15, 27. Oktober 1988.
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Sommer, Markus. Hepatic veno-occlusive disease and drinking of herbal teas. The Journal of Pediatrics 115(4):659-660, Oktober 1989.
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