Sicheres Erkennen von Wildfrüchten durch Fruchttypen

Um dir einen Überblick in der wunderbaren Welt der Wildfrüchte zu verschaffen, solltest du dir die verschiedenen Fruchttypen genauer anschauen. Wenn du die Grundprinzipien des Fruchtaufbaus verstanden hast, wird Wildobst für dich nie mehr einfach nur klein und rund sein.

Auf den ersten Blick sehen die meisten Wildfrüchte allerdings wie Beeren oder Nüsse aus. Da die Fruchtbiologie doch etwas komplexer ist, zahlt es sich aus, näher hinzusehen. Mit ein paar einfachen Fragen kannst du dich schnell im Wildfrucht-Dschungel orientieren.

Wie ist eine Frucht eigentlich aufgebaut?

Bevor wir uns über Fruchttypen unterhalten, schauen wir uns zuerst an, wie eine Frucht überhaupt aufgebaut ist.

Im Inneren befindet sich der Same, der aus dem Embryo, dem Nährgewebe und der Samenschale besteht. Die äußere Schicht bildet die Fruchtwand. Auf g'scheit heißt sie "Perikarp". Dieses Perikarp ist wiederum aus 3 Schichten zusammengesetzt: Dem Endokarp, Mesokarp und Exokarp. Sorry, dafür gibt es keine sinnvollen deutschen Begriffe.

Jedenfalls kommt es darauf an, ob dieses Perikarp zusammen mit dem Samen verbreitet wird (Schließfrucht) oder ob sich das Perikarp öffnet und der Same aus der Frucht "entlassen" wird und sich ohne Fruchtwand ausbreitet (Öffnungsfrucht). Und welche der 3 Fruchtwand-Schichten (Endokarp, Mesokarp, Exokarp) fleischig oder holzig sind.

 

Um Früchte schnell und einfach einordnen zu können, kannst du dir also 2 Fragen stellen:

Skizze Fruchttypen

1. Öffnungs- oder Schließfrucht?

Prinzipiell gibt es 2 Möglichkeiten, wie Samen aus einer Frucht verbreitet werden:

Entweder werden die Samen durch die Frucht ausgestreut, um sie zu verbreiten. Hierbei handelt es sich um eine Öffnungsfrucht (= Streufrucht).

Oder die Frucht bleibt bei der Samenreife geschlossen und wird als Ganzes verbreitet. Passenderweise nennt man sie Schließfrucht.

 

Es gibt 3 häufige Typen von Schließfrüchten

  1. Nuss: gesamte Fruchtwand (Endo-, Meso- und Exokarp) trocken
  2. Steinfrucht: Endokarp holzig, Mesokarp fleischig, Exokarp häutig
  3. Beere: gesamte Fruchtwand (Endo-, Meso- und Exokarp) fleischig

 

Als Beispiel ist z.B. eine Haselnuss eine Nuss - wie der Name schon sagt.

Im Gegensatz dazu ist eine "Holunderbeere" in Wirklichkeit eine Steinfrucht, weil die innere Fruchtwand-Schicht (Endokarp) holzig ist. (Da muss man aber bei der winzigen Größe schon genauer hinschauen.)

Die wenigsten Wildfrüchte sind tatsächlich Beeren. Während also die Heidelbeere eine echte Beere ist, handelt es sich bei den "Schlehenbeeren" wiederum um Steinfrüchte. Dafür gibt es bei den Kulturpflanzen einige Beeren, die wir auf den ersten Blick nicht als solche identifizieren würden, beispielsweise Tomaten oder Bananen.

2. Trocken oder fleischig

Bei Trockenfrüchten ist die Fruchtwand (= Perikarp) trocken, ledrig oder holzig. Hierzu gehören z.B. Nüsse oder Kapselfrüchte. (Hier sind nicht die gleichnamigen Trockenfrüchte genannt, die du auch als "Dörrobst" kaufen kannst. Die sind nämlich getrocknete Saftfrüchte.)

Im Gegensatz dazu haben Saftfrüchte eine großteils oder zur Gänze fleischige Fruchtwand (= Perikarp). Das ist z.B. bei Beeren oder Steinfrüchten der Fall.

Spezialfall Apfelfrucht

Die Frucht wird nicht immer von der Fruchtwand (= Perikarp) gebildet. Manchmal handelt es sich auch um Teile der Blütenachse, die während der Fruchtentwicklung um den Samen herumwachsen. In dem Fall spricht man von einer Scheinfrucht.

Ein Beispiel hierfür ist die Apfelfrucht. Das Fruchtfleisch wird hier nicht von dem Perikarp gebildet, sondern von dem saftig verdickte Blütenstiel des Apfels.

Unter Wildobst findet man diesen Fruchttyp bei Vogelbeeren, Mehlbeeren und Weißdorn.

Christine Grasl_647_0

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