Schneeglöckchen: Heilsames Gift

Hübsch aber nutzlos?

Das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) ist giftig und sieht deshalb zwar nett aus, bringt aber sonst nichts, richtig?

 

Die Antwort ist - wie so oft in der Pflanzenwelt - jein.

Ja, es ist giftig. Wobei dieser Begriff relativ ist. Während das eine Gift eine leichte bis sehr unangenehme Magenverstimmung verursacht, bringt einen das andere bereits in Mini-Dosierung rasch unter die Erde.

 

Und dann gibt es Giftstoffe, die auch heilsam sind. Man muss nur wissen, wie man sie einsetzen muss – und dass sie in falscher Dosierung oder Anwendung eben auch unerwünschte Wirkungen haben können.

Zu dieser Kategorie gehört das im Schneeglöckchen enthaltene Galanthamin, welches in der Alzheimer-Behandlung eingesetzt wird und dessen mögliche Nebenwirkungen Übelkeit und Erbrechen sind.

Aber sehen wir uns mal an, was dieser spannende Inhaltsstoff kann.

Elwes-Schneeglöckchen (Galanthus elwesii)

Hier auf dem Bild siehst du das nah verwandte Elwas-Schneeglöckchen (Galanthus elwesii), das war in meinem Garten einfach so dekorativ.

Die Biologie des Denkens

Keine Sorge, ich hol jetzt nicht super-weit aus.

Allerdings sollten wir verstehen, was bei Alzheimer geschieht bzw. eben nicht geschieht. Da der Denkprozess sehr komplex und noch bei weitem nicht ausreichend erforscht ist, brechen wir ihn hier auf das Wesentliche herunter:

 

Er basiert auf der Kommunikation zwischen 2 Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn (in der Großhirnrinde). Nervenzellen sind nicht direkt verbunden, denn zwischen ihnen befindet sich ein Spalt (Synapse). Wenn nun ein für den Denkprozess notwendiges Signarl von Nervenzelle zu Nervenzelle weitergegeben wird, muss es diesen Spalt passieren. Dafür sind Botenstoffe (Transmitter) zuständig. Einer davon ist das Acetylcholin (sorry, dafür gibt es jetzt keinen unwissenschaftlichen Ausdruck).

 

Also, das Acetyolcholin sorgt dafür, dass ein Signal von Nervenzelle zu Nervenzelle weitergegeben wird.

Nachdem das Acetylcholin seine Aufgabe erledigt hat, wird es in seine Einzelteile zerlegt, aus denen dann wieder neues Acetylcholin erzeugt werden kann. Für diesen Abbau ist ein Enzym zuständig: Die Cholinesterase (jaaa, schon wieder ein Fachbegriff).

Synapse

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Wilde Heilpflanzen am Wegesrand

Was bei Alzheimer passiert

Bei Alzheimer-Patienten ist jetzt allerdings Acetylcholin Mangelware und somit die Signalübertragung im Gehirn gestört. Wenn dann noch das gefragte Enzym, die Cholinesterase, brav ihren Job macht, wird das Acetylcholin noch weniger. Deshalb ist ein Ansatz*, die Produktion der Cholinesterase zu hemmen und so die Menge an vorhandenem Acetylcholin zu erhöhen.

 

Es geht hier nicht darum, den Degenerationsprozess im Gehirn umzukehren, sondern ihn zu hemmen und somit zu verlangsamen.

Kleines Schneeglöckchen Triebe (Galanthus nivalis)

Tja und das macht eben das Galanthamin aus dem Schneeglöckchen (hier auf dem Foto wieder Galanthus elwesii).

Mittlerweile wird es übrigens für die Arzneitmittelproduktion synthetisch hergestellt.

 

Wodurch uns unsere blühenden Freund*innen abseits von Wissenschaft und Inhaltsstoffen sonst noch bereichern, erfährst du im Blog-Artikel "Die Botschaft der Frühlingsblumen".

Elwes-Schneeglöckchen Blüte (Galanthus elwesii)

*Die hier beschriebene Erklärung basiert auf der ältesten Alzheimer-Hypothese, die aktuell für physiologische Therapien herangezogen wird. Wie überall in der Wissenschaft ändert sich der Forschungsstand laufend und wir dürfen gespannt sein, welche neuen, bahnbrechende Erkenntnisse über Alzheimer in der nächsten Zeit bekannt werden.

Disclaimer:

Die in diesem Zusammenhang bereitgestellten Informationen dienen nur zu Informationszwecken und sollten nicht als medizinischer Rat oder als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch einen Arzt oder Apotheker betrachtet werden.

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