Roter Hartriegel

Der Rote Hartriegel (Cornus sanguinea) ist eines von zwei heimischen Hartriegelgewächsen und quasi der "Bruder" vom Dirndlstrauch (Cornus mas), der auch Kornelkirsche genannt wird.

Von letzterer weiß man ja, dass die saftigen, roten Früchte essbar sind. Aber wie sieht es mit dem Roten Hartriegel aus, dessen schwarze Steinfrüchte eher unauffällig aussehen?

Cornus sanguinea

Und was kann die schwarze Wildfrucht?

Viele halten die kleinen schwarzen Steinfrüchte ja für giftig. Das sind sie aber nicht.

Es ist schon paradox, dass der in rohem Zustand giftige Holunder vielerorts reichlich gegessen wird, während der ungiftige Rote Hartriegel links liegen gelassen wird.

Nun ja, das liegt wahrscheinlich daran, dass er nicht besonders schmackhaft ist. Roh gilt er als ungenießbar. Deshalb ist er wohl eher etwas für Notzeiten. Nur besonders Motivierte verwenden ihn, um Marmelade oder Säfte herzustellen bzw. zu "strecken".

Dabei würde es sich anbieten, ihn mehr zu verwenden. Immerhin hängen die reifen Früchte recht lange am Strauch, bevor sie herunterfallen. Da hat man nicht so einen Ernte-Stress wie bei Dirndl oder Holunder.

Und der hohe Vitamin C-Gehalt spricht auch dafür, den Roten Hartriegel mehr zu würdigen.

Das ist typisch für die den Roten Hartriegel

Seinen Namen hat der Hartriegel von seinem harten und festen Holz, das früher zum Drechseln benutzt wurde. Der sommergrüne Strauch ist Teil der Familie der Hartriegelgewächse, zu denen auch zahlreiche beliebte Ziersträucher zählen.

Seine Laubblätter sind gegenständig, ungeteilt und ganzrandig. Typisch sind die deutlich sichtbaren Blattnerven, die an der Blattunterseite hervortreten.

Er bildet weiße Blüten, die in einer Schirmrispe angeordnet sind und jeweils 4 längliche, weiße Kronblätter haben. An der Basis befindet sich ein so genannter Diskus, also eine Verdickung des Blütenbodens mit Nektardrüsen. Die kleinen schwarzen Steinfrüchte reifen ab August.

Cornus sanguinea einjähriger Zweig

Einjähriger Zweig Roter Hartriegel (Cornus sanguinea)

Cornus sanguinea Laubblatt

Laubblatt Roter Hartriegel (Cornus sanguinea)

Cornus sanguinea Blüte

Blüten Roter Hartriegel (Cornus sanguinea)

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Wilde Heilpflanzen am Wegesrand

Unterschied zum Gelben Hartriegel

Je mehr Namen eine Pflanze hat, desto verwirrender ist es. Der Gelbe Hartriegel alias Kornelkirsche alias Dirndl alias Cornus mas ist eng mit dem Roten Hartriegel verwandt. Das ist schon durch den gemeinsamen Gattungsnamen Cornus erkennbar.

Soweit, so logisch. Aber wieso hat jetzt der Rote Hartriegel schwarze Früchte und der Gelbe Hartriegel rote Früchte? Nun ja, die Namensgeber haben sich wohl nicht an den Früchten oder Blüten orientiert, sondern am Holz der einjährigen Zweige, die eben entweder rot (Roter Hartriegel) oder gelb (Gelber Hartriegel) sind.

An den Blättern lassen sich die beiden kaum auseinanderkennen. Bei beiden sind sie gegnständig, ungeteilt und ganzrandig, also mit glattem Blattrand. Wer es ganz genau wissen will, sieht sich die Blattunterseite an. Beim Gelben Hartriegel sind die Nervenwinkel behaart, beim Roten nicht.

Zur eindeutigen Unterscheidung kommt uns die unterschiedliche Blütezeit zugute. Der Gelbe Hartriegel blüht nämlich bereits ganz früh im Frühjahr, noch vor dem Laubaustrieb und bringt - diesmal stimmt's sogar - gelbe Blüten hervor. Der Rote Hartriegel blüht erst, wenn auch schon die Blätter vorhanden sind und bringt weiße Blüten hervor.

Spätestens zur Reifezeit der Früchte ist jedenfalls klar, dass die roten, ovalen Früchte dem Gelben Hartriegel gehören und die kleinen, schwarzen Steinfrüchte dem Roten.

Cornus mas Blüten

Blüten Gelber Hartriegel (Cornus mas)

Cornus mas Früchte

Früchte Gelber Hartriegel (Cornus mas)

Unterschied zum Schwarzen Holunder

Auf den ersten Blick könnte man den Roten Hartriegel leicht mit dem Schwarzen Holunder verwechseln. Das liegt unter anderem daran, dass beide schirmrispig verzweigete Fruchtstände mit kleinen, schwarzen, runden Steinfrüchten haben.

Zum Glück gibt es aber 2 wesentliche Unterschiede:

  • Die Blätter vom Hartriegel sind ungeteilt, während der Holunder Fiederblätter hat.
  • Wenn du dir reife Hartriegel-Früchte aus der Nähe ansiehst, siehst du an deren Oberfläche weiße Punkte. Jene vom Holunder sind schwarz glänzend, ohne weiße Punkte.
Cornus sanguinea Einzelfrucht

Einzelfrucht Roter Hartriegel (Cornus sanguinea)

Sambucus nigra Früchte

Früchte Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)

Wertvolles Wildobst

Während wir Menschen den Früchten des Roten Hartriegel eher skeptisch gegenüberstehen, erfreuen sich vor allem die Vögel an Kost und Logis. Sie nisten in dem dichten Gehölz und schätzen die Früchte als wichtige Nahrungsquelle. Infsofern ist es gar nicht schlecht, dass wir ihnen den Vortritt und die Hartriegel-Früchte meistens hängen lassen.

Wer sich doch einmal daran versuchen möchte, sollte die Früchte mit anderem Obst mischen und sich erst einmal mit einer kleinen Menge herantasten.

Wertvoll sind sie jedenfalls, da sie meist bis spät im Jahr am Strauch hängen und so unseren gefiederten Freunden über den Winter helfen. Ein guter Grund, den Roten Hartriegel mehr zu würdigen und ihn bei der nächsten Begegnung vielleicht eimal etwas genauer zu betrachten.

Wie sind deine Erfahrungen mit dem Roten Hartriegel? Schreib es mir gerne in die Kommentare!

  • Uta Schildwächter sagt:

    Aha, danke! Jetzt weiß ich, wie klug meine kleine Hündin ist. Die frisst die heruntergefallenen Beeren oft. Bislang hatte ich Sorge, sie könnten giftig sein, nun bin ich beruhigt.

    • Christine sagt:

      Bitte immer zu bedenken, dass was für den Menschen ungiftig ist, nicht automatisch für Tiere ungiftig ist (zum Beispiel Zwiebelgewächse bei Hunden).
      Meines Wissens sind die Früchte nicht giftig für den Hund aber zur Sicherheit am besten bei der Tierärzt*in nachfragen. Alle anderen Pflanzenteile können ab einer gewissen Menge Vergiftungserscheinungen hervorrufen.
      Der Rote Hartriegel trägt auch den Trivialnamen „Hundsbeere“. Meistens bedeuten die Bezeichnungen Hund- oder Pferd-/Ross-, dass die Pflanzen „zu schlecht“ für den Menschen und gerade gut genug für Hund oder Pferd sind (z.B. Rosskümmel, Rossminze etc.).